Kerbe-Gottesdienst mit 110-jährigem Jubiläum des ev. Frauenkreises

Bei schönstem Wetter startete die ev. Kirchengemeinde Naurod in den Kerbesonntag, der noch durch ein weiteres und seltenes Jubiläum, dem 110-jährigen Bestehen des ev. Frauenkreises, ergänzt wurde.

Der Nauroder Kirchenchor mit ihrem Dirigenten Fabian Kobler eröffnete den festlichen Gottesdienst mit dem Lied „Oh großer Gott, wie herrlich ist dein Werk“.

Pfr. Liermann begrüßte die Gottesdienstschar und meinte, schon das eben gehörte Lied des Chors fasse den heutigen Festsonntag sehr gut zusammen. In seiner Predigt, die er über Lukas 7,36-50 ‚Der Pharisäer und die Sünderin‘ hielt, verknüpfte er gekonnt den Evangelientext mit der Geschichte des Frauenkreises. Denn die uns namentlich unbekannte Frau nahm in der von Männern dominierten Welt all ihrem Mut zusammen und tat, was der Pharisäer, der Jesus zu sich nach Hause zum Essen eingeladen hatte, nicht tat. Sie wusch Jesus (mit ihren Tränen) die Füße und salbte ihn mit sehr kostbarem Öl. So sagte Pfr. Liermann: „Jahrhundertelang dienten biblische Worte dazu Frauen von allem fernzuhalten, was der Welt und der Kirche eine Gestalt gab. Organisatorisch, politisch und leider auch theologisch. Aber es gibt auch Stellen in der Bibel, die sich dazu schlecht oder gar nicht nutzen ließen. Diese hier zum Beispiel.“

Der Mut dieser Frau und ihr „Spirit“, Geist, finde sich eben genau auch beim Frauenkreis wieder. „Ihre Einzeltat war eine Tat, die Folgen für alle hatte“, predigte Pfr. Liermann weiter. „Jesus begegnete dem Leid dieser Frau liebevoll.“ Er schloss seine Predigt mit der Feststellung, ihr Wirken habe den Grundstein gelegt für zwei Dinge: „Unerschrocken hat sie an Veränderung durch Vergebung und Ermutigung durch Jesus geglaubt und damit Recht behalten; und „Sie diene uns zum Weiterleben und Weiterwirken als Kirche und Gemeinde und als die Jungs und Mädchen, Männer und Frauen, die wir sind!“.

Was für ein Schlusswort! Gott nimmt uns so an wie wir sind, als Sünder allemal, als Frau und Mann, eben genau so, wie wir sind. Niemand muss sich verbiegen oder verstellen. Das gibt uns Zuversicht!

Nach der Predigt richteten die KV-Vorsitzende Ulrike Boppré und Pfr. Liermann Grußworte zum Jubiläum des Frauenkreises an die Jubilarinnen. Danach wurde jeder Dame durch unsere Pfarrsekretärin Elke Dinges ein Andenken in Form einer Urkunde und einer Kette mit einem Facettenkreuzanhänger überreicht.

Nach dem Gottesdienst, in dem wir auch noch das Heilige Abendmahl feierten, zog die Gemeinde hinauf zum Gemeindehaus, wo der Kirchenvorstand mit Liebe Tische festlich hergerichtet hatte. Dort angekommen sang der Kirchenchor zwei Lieder und untermalte damit den festlichen Charakter.

Der langjährige Nauroder Pfarrer Strähler berichtete in seiner Ansprache über seine Zeit als Pfarrer, als er die ‚Frauenstun‘ leitetet. Und anfangs irritiert war über ein immerwährendes Geklapper, wenn er sprach. Das waren die Stricknadeln der Frauen, die sogar ‚blind‘ Socken strickten. Erst nach einer Weile konnte er die Damen dazu bringen, zumindest während des Gebets die Nadeln ruhen zu lassen. Er wartete mit weiteren Anekdötchen auf und erheiterte damit seine Zuhörer. Aber er betonte auch, wie sehr die Damen zusammengehalten hätten, gerade bei Krankheit oder auch vor und nach einer Schwangerschaft. Dankbarer Applaus, es wurden sicher viele Erinnerungen geweckt.

Nach der Stärkung mit Buletten, Pommes und selbstgemachten Salaten konnte sich dem Nachtisch in Form von gespendeten Kuchen gewidmet werden.

Dann kündigte Pfr. Liermann Ilse Thol an, langjähriges Mitglied des Leitungsgremiums des Frauenkreises. Sie brachte uns die Geschichte des Frauenkreises von der Gründung bis heute näher.

„Potsdam, den 28. Oktober 1913 “. Damit unterzeichnete Auguste Viktoria, Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, die für die Nauroder Kirchengemeinde ausgefertigte Urkunde.

Ilse Thol erinnerte an die Pfarrer, unter denen der Nauroder Frauenkreis sich entwickelte bis hin zur ersten Pfarrerin in Naurod, Arami Neumann, die in Naurod für 8 Jahre ihren Dienst versah und gerne den Kreis leitete. Dann gab sie den Stab weiter an Pfarrer Liermann, der, so oft es ihm gelingt (er hat ‚nur‘ eine halbe Vertretungsstelle) gerne in die ‚Frauenstun‘ kommt und dort mit offenen Armen empfangen wurde und dem die Damen nun sehr gerne lauschen. Vieles, was vergessen schien, rief sie uns wieder ins Gedächtnis. Ein schöner und kurzweiliger Vortrag.

Das Fest klang in den Nachmittagsstunden aus. Der KV und fleißige Helferinnen und Helfer räumten danach noch auf. Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen des schönen Fests beitrugen!

Martin Maurer