Der kürzeste Weg in ein anderes Land


Nauroder Frauenkreis besucht Amorbach im fränkischen Odenwald

Es sind nur anderthalb Stunden von Naurod nach Amorbach, doch am Ende der Busfahrt stiegen die Damen und wenigen Herren aus Naurod, Auringen und Medenbach in einem anderen Land aus. Im fränkischen Bayern.

Die Jubiläumsfahrt des 110 Jahre alt gewordenen Frauenkreises führte nach Amorbach im Odenwald und bis dahin waren es laut Entfernungsanzeiger gerade einen Kilometer mehr als der Frauenkreis in diesem Jahr alt geworden ist: 111 Km. Etwa 40 Personen hatten sich um 13 Uhr am Dienstag, dem 5. September an der Nauroder Kirche versammelt, um mit dem allen bekannten Busfahrer Bodo Wassum über den Frankfurter Flughafen nach Aschaffenburg zu fahren und von dort südlich in den Odenwald hinein bis zu der malerischen Kleinststadt Amorbach zu gelangen. Auf der Fahrt hatte Martin Maurer, der die Fahrt entworfen hatte und die Gruppe führte, alle herzlich begrüßt und auch den Vertretungspfarrer Liermann herzlich willkommen geheißen, der neugierig auf das Angebot mitgefahren war. In Amorbach wurde zunächst im Café Schlossmühle Kaffee und Kuchen zu sich genommen und dabei über eine Brandteig-Sahne-Torte namens „Flockentorte“ gestaunt, die, leicht gekühlt, an diesem Sommertag sehr gut schmeckte.

Wenige Schritte weiter wartete dann um 16 Uhr eine Führung durch die barocke Klosterkirche Amorbachs „Der seligen Gottesmutter und Jungfrau Maria“. Diese sowohl in ihren Ausmaßen wie auch in ihrer Ausstattung gewaltige Kirche hat an diesem Ort alle überrascht, die sie noch nicht kannten. Das Kurioseste daran: Diese grundkatholische anmutende Kirche, die im Bildprogramm der Deckengemälde das Leben des Heiligen Benedikt, dem Gründer des Benediktinerordens, zeigt, ist seit zwei Jahrhunderten die evangelische Schlosskirche bzw. Stadtkirche Amorbachs! Der junge Mann, der uns die Kirche nahebrachte, berichtete zunächst über die kuriose Entstehung der Legende vom Heiligen Amor, der Amorbach als Namensgeber und erster Abt des Klosters angedichtet wurde. Er berichtete weiter auf lebendige und heitere Art von der Geschichte des Klosters und dem Neubau dieser barocken Kirche. Eine Besonderheit ist, dass die Abteikirche trotz ihrer Ausmaße und ihrer reichen Innenausstattung in von 1742 bis 1749 in nur etwa sieben Jahren gebaut und innen ausgestaltet wurde. An der Ausgestaltung der phantastisch dekorativen Kanzel mit gleich zwei Aufgängen zeigte sich die Eitelkeit des bauleitenden Abtes. An diese launige aber solide Kirchenführung schloss sich sogar ein Konzert an der bedeutenden Stumm-Orgel der Kirche an. Es war die Frau des Kirchenführers, die zeigte, was in dieser mehrmals umgebauten und erweiterten Orgel mit über 5000 Pfeifen steckt. Die junge Frau spielte ein musikalisches Potpourri von Bach bis Gounod und hörte mit einem Vollklang auf, der selbst diesen riesigen Raum füllte.

Im Anschluss an diesen kulturellen Höhepunkt der Fahrt wechselten wir über kopfsteingepflasterte Straßen und Pflaster in die katholische Stadtkirche Amorbachs, die viel kleiner als die evangelische Abteikirche ist, und ein heiliges Gnadenbild hat, das sich die katholische Gemeinde herüberrettete, als die Abteikirche evangelisch wurde. Auch hier tauchte der Kirchenführer nochmals auf. Nicht nur dass er uns einen vergessenen Hut nachtrug – nein, er ist Diakon der katholischen Gemeinde und entzündete die Altarkerzen extra für unsere Andacht! Martin Maurer hielt sie und unsere Reisegruppe bewies mit „Lobet dem Herrn“, dass man auch ohne Orgel recht gut singen kann.

Nach diesem Nachmittag mit drei ganz unterschiedlichen Stationen verlegten wir im Bus, diesmal über die das „lange Handtuch“ genannte Bundesstraße 469 nach Norden fahrend, nach Stockstadt, um dort zu Abend zu essen. Auf der Rückfahrt bedankte sich Martin Maurer bei allen, die zu dieser Tagesreise beigetragen hatten und lud alle mitfahrenden Damen herzlich ein, doch auch den Frauenkreis, der sich am 26.09.23 um 18.30 im G-Haus wieder trifft, kennenzulernen. Um 21.30 kam die Gruppe sichtlich gut gelaunt (und gut genährt!) von dieser eindrucksvollen Reise wieder nach Naurod zurück.

Pfarrer Alexander Liermann