Kennenlern-Gottesdienst von Pfarrer Tschöpel

In der gut gefüllten Nauroder Kirche warteten die Gottesdienstbesucher auf Pfarrer Thomas Tschöpel, der sich für die vakante Nauroder Pfarrstelle interessiert.

Er stellte sich zu Beginn kurz vor und stieg dann direkt in die Liturgie ein. Mit Spannung erwartet, seine Predigt zu 1. Mose 13. Abram (der zu jener Zeit noch nicht Abraham hieß) und Lot trennen sich.

Pfr. Tschöpel bemerkte vorab, dass dieser Text in der letzten Perikopenrevision neu in den Predigtkanon aufgenommen worden und heute zum allerersten Mal als Predigttext vorgeschlagen war. Der Text sei ca. 1500 v. Chr. entstanden und gehöre zu den ältesten überlieferten Texten des Alten Testaments. Abram und seine Frau Saraj, noch kinderlos, ziehen mit ihrem Neffen Lot, allem Gesinde und Vieh ins Land der Kanaaniter und Perisiter. Über eine gewaltsame Landnahme wird nicht berichtet, es scheint eine friedliche Koexistenz gewesen zu sein. Nur die Hirten Lots und Abrams stritten sich um die besten Weideplätze. So schlägt Abram vor, sich zu trennen. Lot darf wählen, in welche Gegend er siedeln möchte; Abram und die Seinen siedeln in dem anderen Landesteil. Pfr. Tschöpel beschreibt eindrucksvoll die Topgraphie des Landes. Alles friedlich. Der Gott der Väter, Jahwe, sagt Abram zu, er mache seine Nachkommen so zahlreich wie der Staub auf Erden.

Pfr. Tschöpels Predigt sprang dann ins Jahr 70 n. Chr. Die Römer schlugen im israelitischen Aufstand vernichtend, der zweite Tempel in Jerusalem wurde bis auf wenige Mauerreste zerstört und die Israeliten mussten das Land verlassen. So zogen sie aus in aller Herren Länder und bildeten kleine Kommunitäten, hatten aber keinen eigenen Staat mehr.

Der Geistliche berichtete über eigene Besuche in verschiedenen Konzentrationslagern und der Holocaust Begegnungsstätte Jad Vashem. Daraus leitete er die besondere Verantwortung aller Deutschen dem jüdischen Volk gegenüber ab. Allerdings verwies er darauf, dass auch die israelische Regierung Verantwortung der im Land Palästina lebenden Palästinenser habe, die nichts mit der Hamas gemein hätten und selbst von deren Terror betroffen seien. Wir alle seien gefordert, im „Kampf“ um Frieden mitzuwirken und nicht tatenlos zuzusehen.

Die Predigt kam bei den Zuhörerinnen und Zuhörern gut an, da sie ausgewogen war und theologisch fundiert: Die Geschichte von Abram und Lot wurde geschickt in die Gegenwart übersetzt.

Nach dem Gottesdienst konnten die Besucherinnen und Besucher noch Fragen an Pfr. Tschöpel richten. Erinnern wir uns: Nach jedem Tag den Gott schuf, bilanziert er den Stand der Dinge. Fünfmal kommt er dabei zu dem Ergebnis: „Und siehe, es war gut.“ Am letzten Schöpfungstag kommen die Menschen hinzu. Dann formuliert Gott wieder seine Abschlussbilanz. Die fällt sogar noch positiver aus: „Und siehe, es war sehr gut.“ So soll es den Besucherinnen und Besuchern anheimfallen, wie gut der Gottesdienst und die Predigt empfunden wurde. Allenfalls das Wetter zeigte sich novemberlich, neblig und regnerisch. Davon hat sich die Gemeinde aber trotzdem nicht vom Kirchenbesuch abhalten lassen.