Weihergottesdienst 2025

Der diesjährige ökumenische Gottesdienst der der ev. Gemeinden Auringen, Medenbach und Naurod und St. Elisabeth – das war der 29. Juni, einer der heißesten Sommertage bisher – war geprägt vom Thema ‚Resilienz‘. Der Begriff bedeutet in der Psychologie eine Art Anpassungsfähigkeit, man bezeichnet damit den Prozess, das Verhalten an erforderliche Veränderungen anzupassen, Probleme offen und lösungsorientiert zu reagieren. Gelingt dieser Prozess, ist Belastung besser auszuhalten und Erholung davon möglich, können Herausforderungen gemeistert werden. Auch wenn Resilienz als menschliche Fähigkeit als angeboren gilt, gibt es wie immer auch Faktoren, die diese Fähigkeit und auch den ‚Lernprozess‘ unterstützen, wie eine positive Lebenseinstellung oder ein passendes soziales Umfeld. Der Begriff ist aus neuerer Zeit, und aktuell aus gegebenen Anlässen öfter zu hören: In den letzten fünf Jahren hat sich unsere Welt und unser Leben durch Pandemie und Kriege, wachsende Aggression innerhalb der Gesellschaft und Fremden gegenüber, Klimakrise, … angesichts all dieser Entwicklungen verändert, und das bedeutet letztlich, dass auch wir uns reagierend verändern, indem wir lernen müssen, mit diesen Herausforderungen umzugehen. Resilienz ist gefragt!

Auringer Weiher

Das Thema wurde von den Pfr. Frederik Ebling und Pastoralreferent Stephan Lechtenböhmer durch die spannende Auslegung der biblischen Geschichte vom Propheten Jona (AT, Jon 3, 1-10), der vor Gottes Auftrag flieht, die Bewohner der Stadt Ninives vor Gottes Strafgericht zu warnen, wenn sie ihr schlechtes Verhalten nicht ändern. Seine Flucht endet im Bauch des Wales, der den um Erbarmen bittenden Jona auf Gottes Geheiß wieder ausspuckt. Jona erfüllt seinen Auftrag, und zu seiner Überraschung tun die Niniviter Buße, d.h. sie ändern sich, sie kehren um zu einem Leben mit Gott, und Gott hat Erbarmen mit ihnen. (Das Ende der Geschichte, dass sich Jona über Gottes Mitleid mit den Bewohnern der Stadt Ninive ärgert, und von Gott daran erinnert wird, dass auch er besser daran täte, sein Verhalten zu ändern, wurde nicht weiter ausgeführt.) Auf launige Weise sprach Pfr. Ebling über Jonas vermeintliche ‚Resilienz-Strategien‘, die letztlich dazu führten, dass er vor der Herausforderung des Prophetenlebens weglief. Doch nur, um sich ihr dann auf schmerzlichen Umwegen doch zu stellen, umzukehren, sich zu verändern und seinen Aufgaben mit Gottes Unterstützung anzugehen. Den Gedanken, dass wir nicht allein aus uns leben müssen, sondern wir auf die Hilfe Gottes besonders in Krisenzeiten bauen können, griff PR Lechtenböhmer auf – wenn wir darauf bestehen, Veränderungen auszuweichen, statt nach neuen Wegen zu suchen, führt das zu Verzweiflung und Erschöpfung. Er erinnerte an Gottes Nähe zu uns, die auch in den Liedern zum Ausdruck kam: „Du bist da“, „Von allen Seiten umgibst du mich“, „Von guten Mächten wunderbar geborgen“… Natürlich durfte auch, in schöner Tradition „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit“ nicht fehlen (das Paul Gerhard während des 30-jährigen Krieges verfasste; ein beeindruckendes Beispiel für die schöpferische Kraft des Glaubens in einem von Leid und Trauer geprägten Leben).

In diesem Jahr einigte sich das Organisationsteam darauf, die Kollekte einer Familie zukommen zu lassen, die Pfr. Ebling kennt und unterstützt: Es ist die Familie des schwerkranken zweijährigen Jan, die im Kreis Alzey lebt. Jan leidet an einem äußerst seltenen Gendefekt, was seine medizinische Betreuung und Überwachung zuhause rund um die Uhr erfordert; der dadurch schwierige Alltag der Familie kann durch besondere Hilfsmittel (ein geräumiges Auto mit speziellem Kindersitz u.ä.) etwas erleichtert werden, wodurch der Familie aber Kosten entstehen, die sie allein nicht tragen kann. Allen Spenderinnen und Spendern sei auch auf diesem Weg herzlich gedankt.

Leider fiel in diesem Jahr der letzte Sonntag vor den Sommerferien zusammen mit dem „Tag der Autobahnkirchen“, an dem die Medenbacher Gemeinde traditionell am Gottesdienst in „ihrer“ Autobahnkirche teilnimmt, und am Weiher spürbar fehlte… Zusammen mit der außergewöhnlichen Hitze führte das dazu, dass ‚nur‘ etwa die Hälfte der in den letzten Jahren ca. 100 Menschen anwesend war; das tat aber der guten Stimmung beim Gottesdienst und dem anschließenden gemeinsamen Kaffeetrinken im wohltuenden Schatten der großen Bäume, das Leib, Seele – und hoffentlich auch die Resilienz – stärkte!

Dr. Margit Ruffing