So lautete der Titel des Frauengottesdienstes am 2. Advent, ein besonderer Gottesdienst, an dem Frauen die Lesung und den Predigttext auf besondere Weise auslegen und vermitteln; die Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau bieten zu einem ausgewählten Thema einen Gestaltungsvorschlag und Materialien für diesen Gottesdienst an – vergleichbar mit dem Weltgebetstag, den wir am ersten Freitag im März wieder feiern.

2023 haben wir ihn in Naurod zum ersten Mal gefeiert, als „Trotzkraft“-Gottesdienst, mit der Ermutigung, „Blumen in Wüstenzeiten blühen [zu] lassen“. Der Gottesdienst am 8. Dezember 2024, erstmalig und zukünftig als zentraler AMeN-Gottesdienst abwechselnd in den drei Gemeinden, schloss daran an: Der zentrale Bibeltext (Jesaja 35,1-10) ist ein Lobgesang auf Gottes Wirken, das, bildlich gesprochen, die Wüste blühen und jauchzen lässt, und einen Heiligen Weg zeigt, der – im 8. Jahrhundert vor Christus – sein Volk aus dem Exil in babylonischer Gefangenschaft zurück nach Jerusalem führt.
Der Zuspruch, dass Gott die Seinen nicht verlässt, wenn sie sich auf den Weg in eine bessere Zukunft machen, gilt auch und uns, im 21. Jahrhundert nach Christus. Das dieser „ganze Weg zum Himmel“ selbst „Himmel ist“, ist eine Aussage der engagierten Christin und sozialistischen Aktivistin Dorothy Day (1897-1980), Mitbegründerin der Catholic Worker-Bewegung in den USA, die sich für ein menschenwürdiges Leben und Gerechtigkeit der sozial Benachteiligten einsetzte.
Man kann die Aussage auch anders formulieren: Der Weg zum Himmel, zum ersehnten Heil, wird auf der Erde beschritten; diese Sehnsucht und im Glauben begründete Hoffnung führt zu einer Lebenshaltung und zu Verhalten, das den Himmel auf die Erde holt. Große Worte. Doch sie werden ganz bewusst und nicht klein-, sondern groß-gläubig der Realität entgegengesetzt; es soll nicht bei der von vielen geteilten, im Gottesdienst formulierten verzweifelten Wahrnehmung bleiben, dass wir in der Kirche sitzen und beten, während draußen die Welt brennt.

Das Bewusstsein, dass diejenigen, die sich auf den Weg in die Gottesnähe machen, an Leib und Seele verletzt sind, physisch und psychisch Hunger leiden, Bedrohung und Gewalt erfahren haben, ist präsent. Doch gibt es eine Alternative zum Weitergehen, zwar humpelnd und bedürftig, aber aufrecht und besonnen, und voller Vorfreude auf ein friedvolles und gerechtes Miteinander?
Nein, dazu gibt keine Alternative für Christinnen, meinen die Frauen aus Auringen, Medenbach und Naurod, die mit einer recht kleinen Schar von Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern am 8. Dezember diesen Gottesdienst feierten. Und tapfer legten junge Menschen, die in diesem Jahr konfirmiert werden und ihr Leben in einer brennenden Welt noch vor sich haben, nach und nach farbige Abbildungen von Himmelsausschnitten im Mittelgang der Kirche aus. Himmelsstücke auf dem Weg nach Hause.
Dr. Margit Ruffing
Fotos: Stefanie Herold